Das Wasser nutzen
Beschreibung der Wassernutzung im Kloster Clairvaux (Burgund)
Ein Mönch von Clairvaux beschrieb zu Beginn des 13. Jahrhunderts anschaulich den Lauf und Nutzen des gezähmten Wassers des Flusses Aube auf dem Gebiet seines Klosters: «Ein Arm dieses Flusses, der die zahlreichen Werkstätten der Abtei durchquert, wird überall gesegnet wegen der Dienste, die er erweist... Sein Bett... ist nicht von der Natur ausgehöhlt, sondern durch die Arbeit der Mönche... Doch in die Abtei eingelassen..., stürzt er sich zuerst mit Ungestüm in die Mühle, wo er sehr beschäftigt ist und sich viel Bewegung verschafft, sowohl um den Weizen zwischen den Mühlsteinen zu zerstoßen, als auch um das feine Sieb anzutreiben, welches das Mehl von der Kleie trennt. Schon ist er im benachbarten Gebäude; er füllt die Kessel... Aber der Fluss sagt sich noch nicht los. Die Walker, die sich nahe an der Mühle niedergelassen haben, rufen ihn zu sich. In der Mühle war er damit beschäftigt, die Nahrung für die Brüder zu bereiten, man ist also wohl ermächtigt zu fordern, dass er sich jetzt um die Kleidung kümmert. Er widerspricht nicht... Er hebt und senkt abwechselnd diese schweren Stampfer, die Holzschlegel, wenn ihr wollt oder besser gesagt: diese hölzernen Füße (denn dieser Name bezeichnet die springende Arbeit der Walker genauer), er erspart den Walkern eine große Strapaze... Wie er mit beschleunigtem Wirbeln so viele schnelle Räder dreht, so verlässt er sie schäumend, damit er sozusagen sich selbst besänftige und weicher werde. Dort herausgehend, tritt er in die Lohgerberei, wo er, um die notwendigen Materialien für das Schuhwerk der Brüder zu bereiten, ebenso viel Aktivität wie Sorgfalt zeigt; dann teilt er sich in eine Menge kleiner Arme, besichtigt während seines willfährigen Laufes die verschiedensten Arbeiten und sucht überall aufmerksam jene, die seinen Dienst benötigen, welches Objekt es auch sei, ob es sich darum handelt zu kochen, zu sieben, zu zermalmen, zu begießen, zu waschen oder zu mahlen; seine Mitwirkung anzubieten, verweigert er nie. Schließlich... entfernt er den Müll und lässt alles sauber hinter sich. Nachdem er rüstig alles geleistet hat, wozu er gekommen war, eilt er auch schon wieder in schnellem Lauf zum Fluss... »
(Deutsche Übersetzung aus Wolfgang Braunfels, Abendländische Klosterbaukunst, Köln 1969, 305f.)